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Interview mit Paul Hagoort:

Erfolg „made in Oldetrijne“

Sein beruflicher Werdegang gleicht einer Bilderbuchkarriere: Der Niederländer Paul Hagoort hat sich unter den besten Trabertrainern Europas fest etabliert. Auf den Koppeln seiner in der kleinen Ortschaft Oldetrijne unweit der friesischen Stadt Wolvega gelegenen Ranch tummeln sich Pferde von erlesener Abstammung. Viele davon sind aufgrund ihrer exzellenten Rennleistungen nicht nur in Holland, sondern auch international bekannt. Keine Frage: Hagoort und sein Team verkörpern Erfolg „made in Oldetrijne“. Grund genug für unsere Redaktion, dem 37-jährigen Profi einen Besuch abzustatten.

Herr Hagoort, als Sie sich damals nach Ihrer Ausbildung als Trainer selbstständig gemacht haben, befanden sich zunächst nur wenige Traber in Ihrem Stall. Wie viele sind es aktuell?

„Mein Team bereitet derzeit rund 50 Pferde auf ihre Rennen vor.“

Paul Hagoort und Tuonoblu Rex

Sie haben mit Ihren von Robin Bakker gesteuerten Schützlingen  sensationelle Siege erzählt, darunter mehrere Gruppe-Eins-Rennen. Wie sehr haben diese Erfolge Ihren Alltag beeinflusst?

„In den letzten zwei Jahren hat sich vieles für mich verändert. Früher habe ich fast alles alleine gemacht. Es ging frühmorgens mit dem Füttern der Pferde los und tagsüber war ich dann hauptsächlich mit Schnellfahrten beschäftigt. Mit 50 Pferden im Stall ist es nun anders – ich kann logischer Weise nicht mehr bei jedem einzelnen Traber selber die Leine in die Hand nehmen, sondern das übernehmen größtenteils meine Mitarbeiter. Denn ich habe noch weitere Aufgaben zu erledigen. Der Anteil der organisatorischen Arbeit ist enorm gewachsen. Die genaue Planung der Nennungen und Starts für jedes Pferd, das Arrangieren der Transporte, das Buchen der Flüge und dazu die ganzen betrieblichen Abläufe, die ebenfalls geregelt werden müssen – all das verschlingt einen Haufen Zeit. Und natürlich ist auch der intensive Kontakt zu den Besitzern enorm wichtig, denn sie wollen stets darüber unterrichtet sein, wie es ihren Pferden geht.“

Umso erstaunlicher ist, dass Sie all das mit einem relativ kleinen Mitarbeiterteam bewältigen. Wie viele Leute sind es genau?

„Derzeit habe ich sechs Mitarbeiter und dazu kommt noch meine Frau Kim, ohne die gar nichts gehen würde. Kim hat den Sulkysport von der Pike auf erlernt und fuhr früher selber Rennen. In ihrer Brust brennt die gleiche Leidenschaft für die Pferde wie in meiner.“

Auffällig ist, wie treu und loyal Ihre Mitarbeiter sind. Es hat über die Jahre hinweg kaum eine nennenswerte personelle Fluktuation gegeben. Der Stamm ist immer der gleiche geblieben.

„Das ist richtig und darauf bin ich sehr stolz. Denn es zeigt mir: Die Harmonie in unserem Team stimmt. Es ist wie im Fußball: Eine Mannschaft kann nur erfolgreich sein, wenn die Atmosphäre positiv ist und alle füreinander da sind. Das ist enorm wichtig. Ich weiß genau: Ich kann mich hundertprozentig auf meine Leute verlassen!“

Selbst Paul Hagoorts Lieblingshund, der zwölf Jahre alte Job, rennt beim Intervalltraining mit

Ihre Strategie ist mittlerweile international ausgerichtet. Die Hagoort-Pferde gehen quer durch Europa an den Start.

„Das lässt sich auch sehr gut bewältigen. Von Oldetrijne nach Paris sind es 585 Kilometer. Das ist zwar deutlich mehr als nur ein kleiner Spaziergang, aber machbar. Die geografische Lage meiner Trainingsranch ist ideal, mehrere Länder sind gut zu erreichen. Und wenn die Wege zu weit werden, arbeite ich mit Partnern zusammen. Momentan sind beispielsweise einige Pferde bei Björn Goop in Schweden stationiert.

Die gesamte Fachwelt und alle Fans blicken natürlich auf ihren besten Traber: den Hengst Robert Bi. Wie wird es mit ihm in den kommenden Monaten weitergehen?

„Es gab dramatische Ereignisse. Denn unmittelbar nach seinem Sieg im Europachampionat der Fünfjährigen in Jägersro wurde Robert Bi schwerkrank. Er litt an einer gefährlichen Darminfektion. Wir mussten den Hengst sofort in die Klinik bringen und es sah kurz so aus, als würde er es nicht überleben. Uns allen steckte die Angst in den Knochen. Doch Robert bewies auch in dieser schwierigen Situation sein Kämpferherz und nach einer Woche war der Spuk gottseidank vorbei. Robert ist jetzt vollständig genesen und  ganz der Alte. Er wird vermutlich im November in Wolvega im Preis der Giganten an den Start gehen und danach das Wintermeeting in Vincennes bestreiten. Unser festes Ziel ist die Teilnahme am Prix d’Amérique!“

Momentan bauen Sie Ihrem Vierbeiner-Helden sogar ein eigenes Haus ...

„Ja, das kann man fast so sagen. Robert liebt es, rund um die Uhr an der frischen Luft zu sein – sogar im Winter. Daher errichten wir auf seiner Koppel ein kleines Gebäude, in dem er bei Bedarf Schutz suchen kann, wenn es ihm doch mal zu kalt wird. Aber wahrscheinlich wird das bei dem Temperament, das er besitzt, kaum passieren. Robert präsentiert sich nicht nur auf der Rennpiste, sondern auch auf der Koppel wie ein König. Er ist ein durch und durch stolzer Hengst – und das lässt er vor allem seine männlichen Artgenossen spüren. Deswegen braucht Robert stets sein eigenes Revier, in dem er keinen Nebenbuhler duldet.“

Paul Hagoort und Robert Bi

Die großen internationalen Erfolge mit Robert Bi und den anderen Pferden haben Sie weitestgehend unabhängig von der trabrennsportlichen Entwicklung in Ihrer Heimat gemacht. Der Stall Hagoort ist doch eigentlich gar nicht mehr auf die holländischen Bahnen angewiesen.

„Nein, da muss ich klar widersprechen. Es reicht doch, wenn ein Trainer eine Zeit lang nur durchschnittliche Pferde im Stall hat und kein wirklich guter Traber dabei ist – dann geht es mit seiner Popularität rapide bergab und er kann wieder bei null anfangen. Daher ist es keine Frage: Natürlich braucht der Stall Hagoort die holländischen Bahnen! Und nicht nur vom Wirtschaftlichen her, sondern auch emotional. Denn mein Team und ich leben ja hier in Holland und unser größter Traum ist, dass der niederländische  Sulkysport eines Tages wieder eine Blütezeit erlebt.“

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Ein weiterer Vierbeiner-Star: Tiger Woods As

Paul Hagoorts Mitarbeiterin Pietie van den Berg mit Uni Lest

Marco Spin und Ferrari Kievitshof 

Robin Bakker und Paymybills Diamant

Jeroen Offeringa und Tuonoblu Rex

Johan Hopman und Destrier Atout

Oldetrijne ist ein Pferdeparadies

Aber auch Paul Hagoorts Hündin Jacky und die kleine Hauskatze fühlen sich dort wohl