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„Wir werden den Pferdemangel entschlossen bekämpfen!“ 

Die Trabrennbahn Mariendorf startet ein geradezu sensationelles Experiment   

Berlin, 1. April 2014.  Jeder Veranstalter in Deutschland und natürlich auch alle Traberfans können ein Lied davon singen: Der Sulkysport leidet zunehmend unter dem Pferdemangel. Schon so mancher Renntag musste aufgrund zu weniger Starter abgesagt werden und die abnehmende Anzahl der Fohlengeburten hängt wie ein Damoklesschwert über den Bahnen. Doch am Horizont ist dank einer überaus mutigen Initiative des Berliner Trabrenn-Vereins nun endlich ein deutlicher Hoffnungsschimmer in Sicht.

In unserem Interview erläutert Andreas Haase, der Geschäftsführer des BTV, die geradezu revolutionären neuen Maßnahmen.  

BTV-Geschäftsführer Andreas Haase blickt trotz der Pferdeknappheit optimistisch in die Zukunft 

Herr Haase, was wollen Sie gegen den Startermangel tun? 

„Schwierige Situationen erfordern ungewöhnliche Schritte. Es macht in Bezug auf den Startermangel einfach keinen Sinn, weiter auf ein Wunder zu hoffen. Man muss die Realität erkennen - wie so vieles im Leben ist auch der Trabrennsport kein Wunschkonzert. Also werden wir nicht länger zögern und packen die Probleme voller Entschlossenheit an. Wir stecken den Kopf nicht mehr in den Sand und gehen neue Wege."

Und wie sollen die aussehen? 

„Wir werden unser gesamtes Veranstaltungssystem umkrempeln. Wenn die Pferdenennungen bei der Starterangabe nur noch für vier oder fünf Prüfungen reichen, wird der zweite Teil des Renntages mit einer neuen Form des Wettkampfes aufgestockt. Wir werden Menschen statt Pferde gegeneinander laufen lassen. Und da wir alles sehr kostengünstig gestalten, greifen wir für diese Läufe einfach auf die Mitarbeiter des Rennvereins zurück.“ 

Glauben Sie denn, dass sich das wettende Publikum mit solchen Rennen anfreunden kann?

„Aber natürlich – die Spannung ist doch im Grunde genommen die gleiche. Egal, ob nun Pferde oder BTV-Angestellte gegeneinander antreten. Es dauert bestimmt nicht lange, dann suchen sich die Mariendorfer Fans ihre persönlichen Favoriten unter unseren Mitarbeitern aus. Und natürlich wird wie immer fünf Minuten vor dem Rennen eine Parade durchgeführt. Manche Besucher wetten dann vielleicht auf einen kräftigen Bahnarbeiter, weil er einen guten Eindruck hinterlässt. Und andere Zuschauer setzen lieber auf einen übergewichtigen Büroangestellten, weil er 200:10 am Toto steht.“ 

Aber gerade angesichts dieses Beispiels wird doch sehr schnell deutlich, dass die Voraussetzungen für ein spannendes Finish nicht immer gegeben sind. 

„Keine Sorge, darüber haben wir uns längst Gedanken gemacht und alle Probleme professionell gelöst. Die Leistungsunterschiede zwischen den Mitarbeitern werden durch Gewichte ausgeglichen - ähnlich wie bei einem Galopper-Handicap. Unsere Leute schleppen bis zu 80 Kilo zusätzlich mit. Alles wird wie bei einem richtigen Pferderennen ablaufen! Unsere Angestellten bekommen Ohrenkappen und Gebiss verpasst und wenn sie im Rennen nicht konsequent Vollgas geben, ist natürlich auch ein aufmunternder Peitscheneinsatz vom mitfahrenden Begleitfahrzeug aus denkbar. Das neue System bietet im Grunde nur Vorteile. Denn die Leute kosten uns kein zusätzliches Geld - alles ist durch die hausinterne Überstundenregelung abgedeckt. In meiner Eigenschaft als Geschäftsführer sehe ich es ganz locker: Wer ständig untätig und lustlos im Büro rumhängt, darf zum Ausgleich mal richtig schwitzen. Das ist nicht zuviel verlangt."
 

Alle BTV-Mitarbeiter werden ab sofort mit Ohrenkappe und Gebiss ausgerüstet 

Aber werden die Gewerkschaften da ohne Murren mitspielen? 

Ganz sicher. Denn wer kann schon etwas dagegen haben, wenn wir dauerhaft Kosten senken und dafür Arbeitsplätze garantieren. Langfristig können wir sogar das teure Stallgelände und die Pferdeboxen abschaffen und das Ersparte lieber in die Fitness unserer Leute investieren. Unser schnellster Mitarbeiter braucht für die 1.900-Meter-Stecke ungefähr 32 Minuten. Das muss unbedingt verbessert werden. Außerdem unterlag unser BTV-Team beim Testwettkampf gegen die Mannschaft des Rosenhof-Seniorenwohnheims sehr deutlich. Da ist also noch mächtig Luft nach oben drin. Aber ich bin zuversichtlich: Zukünftig fällt kein Renntag mehr aus. Denn egal, ob tropische Hitze oder minus 20 Grad: Unsere Mitarbeiter werden immer an den Start gehen. Denn sie wollen schließlich ihre Jobs behalten und wer nicht spurt, dem wird die Mittagspause gestrichen.“ 

Herr Haase, wir wünschen Ihnen viel Glück und danken für das informative Gespräch! 

Traber-Experte Hans Sinnige freut sich schon auf die Mariendorfer Mitarbeiter-Rennen