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Nachschau Sonntag, 22. März 2015

Harry’s Bar übertrifft sich selber

Neuer Saisonrekord: Dem Vierbeinerstolz des Hamburger Besitzers Klaus Gührs gelingt in der Hand von Thorsten Tietz eine wahre Heldentat.

Er gewann ein Rennen, das überhaupt nicht mehr zu gewinnen war: Harry’s Bar, der Crack des Hamburger Rennstallbesitzers Klaus Gührs, wuchs beim Kampf um den Frühjahrs-Pokal des VDT einmal mehr über sich hinaus und riss auf der Meilenstrecke vom denkbar schlechtesten Startplatz 8 aus die Eisen mit einem schier unglaublichen Finish aus dem Feuer. Sein ständiger Fahrer und Begleiter Thorsten Tietz: „Die Ausgangslage vor dem Frühjahrs-Pokal war wirklich ungünstig, denn Harry’s Bar braucht im Rennen immer einige hundert Meter, um zu seinem Rhythmus zu finden. Er ist daher auf einer längeren Distanz besser aufgehoben als auf der Sprinterstrecke. Ich war vor dem Start durchaus ein wenig skeptisch und so entwickelte sich der Verlauf dann auch: Auf der ersten halben Runde kam Harry’s Bar nämlich überhaupt nicht richtig auf Touren.“

Ein unglaubliches Finish: Thorsten Tietz und Harry's Bar   (Foto: Marius Schwarz)

Als das Teilnehmerfeld bereits auf die letzte Kurve zuschoss und der 12:10-Topfavorit den führenden Pferden immer noch mit vielen Längen Rückstand folgte, kamen nicht nur Harry’s Bars wettende Anhänger, sondern auch sein Besitzer mächtig ins Schwitzen. Klaus Gührs: „Der Abstand war so groß, dass ich in dieser Phase nicht mehr an den Sieg geglaubt habe.“ Doch dann begann die furiose Aufholjagd. Thorsten Tietz beorderte seinen Schützling in die vierte Spur und was dann im Einlauf geschah, kann man eigentlich gar nicht mit Worten beschreiben. Denn der Traber, dessen unglaubliches Kämpferherz geradezu legendär ist, mutierte zu einem Turbo-Jet und nagelte den schon enteilten Gegner Salut (Michael Nimczyk) mit einer Steigerung seiner Bestmarke auf 1:12,9 min. unmittelbar vor der Linie fest – ein neuer Mariendorfer Saisonrekord!

Die neuen Saisonrekordhalter bei der Siegerehrung   (Foto: Marius Schwarz)

Wesentlich unspektakulärer verlief der zweite Treffer von Thorsten Tietz. Mit Stall Adlermühles Mighty Hanover wurde der Berliner Champion den hohen Erwartungen des Publikums vollauf gerecht. Tietz ließ sich mit dem bei 15:10 gehandelten Love-You-Sohn recht lange Zeit und führte den bisher noch ungeschlagenen Wallach erst eine halbe Runde vor dem Ziel dichter an die führenden Pferde heran. Aber es war ohnehin keinerlei Hast nötig – denn der vom Bewegungsablauf her immer noch etwas unreif wirkende Mighty Hanover stand von seiner Schnelligkeit her meilenweit über dem Feld und verabschiedete sich auf der Zielgeraden unter Verbesserung auf 15,6/1.900m grußlos vom Feld. Thorsten Tietz: „Er hat ja die Rennlaufbahn gerade erst begonnen und muss noch vieles lernen, denn alles ist neu für ihn. Aber ich halte eine ganze Menge von diesem Pferd!“

Thorsten Tietz und Kristina Dormann-Mejri mit Mighty Hanover   (Foto: Marius Schwarz)

Mit dem Hengst Wee Can As sah der Bronzehelm ebenfalls fast schon wie der Sieger aus und schien die von Oliver Müller gesteuerte Gegnerin Medusa dreihundert Meter vor dem Ziel erfolgreich abgeschüttelt zu haben. Doch Mitte des Einlaufs wendete sich plötzlich das Blatt und die Stute der Berliner Besitzerin Angelika Jost-Schick kämpfte sich in starker Manier und in der Kilometerzeit von 15,5/1.900m ins Geschehen zurück. „Das war wirklich ein überaus feines Comeback nach Medusas halbjähriger Ruhepause, die aufgrund einer Chip-Operation notwendig gewesen ist“, strahlte Oliver Müller bei der anschließenden Ehrung. „Wenn alles nach Plan läuft, werden wir nun als nächstes am Ostermontag in Bahrenfeld im Schwarzer-Steward-Rennen mit der Dunkelbraunen an den Start gehen.“

Oliver Müller und Medusa   (Foto: Marius Schwarz)

Auch Stall Wieserhofs Let’s Win lieferte eine erfolgreiche Generalprobe ab – allerdings nicht für das Hamburger Highlight, sondern für das Fritz-Brandt-Rennen, das am Karfreitag in Mariendorf ausgetragen wird. An diesem Tag wird dann natürlich seine Besitzerin Dr. Marie Lindinger im Sulky sitzen. Diesmal nahm aber zunächst der Trainer des Hengstes, nämlich Maik Esper, die Leine in die Hand und gewann die Aufgabe quasi im Vorübergehen. Denn nachdem Let’s Win nach einer dreiviertel Runde das Kommando übernommen hatte, war im Grunde genommen schon alles entschieden. Maik Esper: „Der Hengst gewann völlig mühelos und ich musste ihn zu keinem Zeitpunkt fordern – es war heute nur eine bessere Trainingsarbeit.“

Maik Esper und der Mariendorfer Geschäftsführer Andreas Haase mit Let's Win   (Foto: Marius Schwarz)

Was für ein Auftritt! Der Sieg von Roman Matzky und Indrois ließ staunende Gesichter zurück. Nicht etwa, weil der Erfolg überraschend kam – dafür war die bisherige Bilanz des 29:10-Mitfavoriten viel zu gut. Sondern die Art und Weise des Triumphes war das, was verblüffte. Nachdem Indrois die Spitze erobert hatte, gab Roman Matzky nämlich schon eine Runde vor dem Ziel richtig Gas und die Schritte seines nunmehr viermal hintereinander ungeschlagenen Wallachs wurden immer länger. Der vierjährige Traber ist nicht nur vom Körperlichen her ein Riese – er scheint auch von seinem Potential her ein Gigant zu sein. So sehr sich die dahinter platzierten Ibiri (Kornelius Kluth) und Tricolore (Maik Esper) auch mühten – sie kamen keinen Meter näher an den in 15,6/1.900m mit fünf Längen Vorsprung auftrumpfenden Indrois heran. 

Roman Matzky und Indrois   (Foto: Marius Schwarz)

Eine Rekordverbesserung um glatte anderthalb Sekunden – das war die Ausbeute beim imponierenden Sieg von Whinny Love und Sebastian Gläser. Der routinierte Amateurfahrer hatte nicht lange gefackelt und die Stute aus dem Besitz des Berliner Ehepaars Rohde sofort in Front gesteuert. Aus dieser Position spulte die Love-You-Tochter das Pensum in 16,3/1.900m in grandiosem Stil herunter und gewann drückend überlegen – eine tolle Kostprobe für den geplanten Start im Fritz-Brandt-Rennen.

Sebastian Gläser und das Ehepaar Rohde mit Whinny Love   (Foto: Marius Schwarz)

Mit einer ziemlichen Überraschung endete dagegen die Prüfung der Gewinnsummenklasse bis 600 Euro, denn mit dem von Michael Schmid präsentierten Jauß-Hengst Nikkei hatte das wettende Publikum – trotz des deutlichen Hinweises in der Programmzeitschrift TRABaktuell – nicht unbedingt gerechnet. Vom äußersten Startplatz 10 aus ließ Michael Schmid seinen bei 108:10 eingestuften Schützling erst auf der Gegenseite richtig treten. Nikkei stürmte am gesamten Feld vorbei und siegte mit vier Längen Vorsprung völlig überlegen.

Michael Schmid und Nikkei   (Foto: Marius Schwarz)

Auch Michael Nimczyk punktete für das Gestüt Neritz – und zwar mit dem von seinem Vater Wolfgang trainierten Hengst Easy Lover. Der Rennfilm spulte sich nahezu identisch wie bei dem oben geschilderten Sieg von Nikkei ab. Denn der Goldhelm brachte den aus der erstklassigen Easy Way SL (107.430 Euro Gewinnsumme) stammenden Fuchs ebenfalls eine dreiviertel Runde vor dem Ziel auf Touren. Easy Lover wurde mit jedem Schritt stärker und ging im Einlauf auf und davon. Die Uhren blieben im Anschluss bei bärenstarken 13,6/1.900m stehen. Der Hengst scheint über den Winter enorm gereift zu sein – man sollte in den kommenden Monaten unbedingt mit ihm rechnen.

Michael Nimczyk und Easy Lover  (Foto: Marius Schwarz)

Zwar mit nicht ganz so großem Vorsprung, aber in ähnlich beeindruckendem Stil setzte sich die von André Pögel für die Farben seines Vaters Fritz gesteuerte Mon Cherie Ass durch. Obwohl sich die Stute das Rennen in der entscheidenden Phase in der Außenspur selber gestalten musste, konnte sie den Druck auf die führende Sex and the City (Maik Esper) auf der letzten halben Runde konstant erhöhen und hatte den Widerstand der Kontrahentin, die mit dem letzten Schritt auch noch den feinen Speed zeigenden Jeronimo Express (Ferdinand Hirsch) vorbeilassen musste, Mitte der Zielgeraden endgültig gebrochen. Kein Zweifel: Mon Cherie Ass, die bei diesem Sieg 16,3/1.900m trabte, besitzt eine enorme Grundschnelligkeit.

André Pögel und sein Vater Fritz mit Mon Cherie Ass   (Foto: Marius Schwarz)

Den Schlusspunkt unter die Mariendorfer Veranstaltung setzte eine Amazone: Sarah Kube steuerte Grace zu einem völlig souveränen Treffer. Die von Hannu Voutilainen trainierte Stute, die ebenfalls eine Nennung für das Fritz-Brandt-Rennen besitzt und dort trotz ihrer noch relativ geringen Gewinnsumme durchaus eine scharfe Klinge schlagen könnte, gelangte noch auf der Startgeraden in die Führungsposition. Sarah Kube musste das Tempo noch nicht einmal sonderlich hoch halten – es gab während des gesamten Verlaufs keinerlei ernsthafte Opposition. Mit diesem Erfolg schraubte die mehrmalige Berliner Amateur-Championesse ihre Jahresstatistik bereits auf neun Siege und behält ihr Saisonziel – die Deutsche Meisterschaft – weiterhin im Blick.

Sarah Kube und Grace   (Foto: Marius Schwarz)

Gesamtumsatz: 112.992,29 Euro - Bahnumsatz: 37.282,70 Euro - Außenumsatz:  75.709,59 Euro.

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Karfreitag, dem 3. April statt. Beim Auftakt des großen Mariendorfer Oster-Meetings stehen die Vorläufe und das Finale des Fritz-Brandt-Rennens um 20.000 Euro Preisgeld im Mittelpunkt. Bereits einen Tag später, nämlich am Samstag, dem 4. April ab 10.30 Uhr, geht es in Mariendorf mit hochdotierten PMU-Rennen weiter. Über beide Veranstaltungstage erstreckt sich eine Prämienausspielung mit einem Renault Twingo als Hauptpreis!