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100 Jahre? Da kann Opa Walter nur lachen! 

Am 9. April feiert die Mariendorfer Bahn ihren einhundertsten Geburtstag. Die berühmte Rennpiste blickt auf eine lange Geschichte zurück. Doch obwohl die Zahl 100 beeindruckend klingt – Deutschlands treuestem Traberfan Walter Zerbe ringt sie nur ein müdes Lächeln ab. Denn als die traditionsreiche Sportstätte 1913 vom Kaiser-Sohn Prinz Oskar von Preußen eröffnet wurde, war der Berliner schon längst auf der Welt.

Walter Zerbe (rechts) mit Mariendorf-Boss Ulrich Mommert

Um es exakt auszudrücken: Der heute in Lankwitz lebende Senior wurde am 6. Februar 1912 geboren und war damit der erste waschechte Neuköllner. Denn der Bezirk war erst zehn Tage zuvor per kaiserlichem Erlass aus dem alten Rixdorf hervorgegangen.  

Ob Walter Zerbe als erstes Wort „Mama“ oder aber „Hottehü“ über die Lippen kam, ist nicht eindeutig belegbar. Fakt ist aber, dass der Trabrennsport schon immer sein Leben begleitet hat. Robert Großmann, Charlie Mills und Johannes Frömming: „Opa Walter“ hat sie alle kennengelernt – wenn auch zumeist durch das Fernglas von seinem Mariendorfer Stammplatz aus. Er überlebte zwei Weltkriege, aus den Pferdekutschen und Doppeldeckern seiner Kindheit wurden Hightech-Automobile und Düsenjets. Nur eines blieb über all die Jahre hinweg konstant: Walter Zerbes Leidenschaft für die Rennen.

Walter Zerbe mit Peter Kwiet und Sarah Kube 

Natürlich ließ sich der Traber-Methusalem auch die zurückliegende Mariendorfer Veranstaltung nicht entgehen. Und da sich der rüstige Rentner, der stets von einem seiner Angehörigen begleitet wird, gar nicht wieder von seiner Rennbahn lösen konnte, war sogar ein „Schichtwechsel“ notwendig. Die erste Renntagshälfte übernahm sein Enkel Christian, danach musste der Urenkel Melvin ran. Beiden fiel es nicht schwer – denn Walter Zerbe hat das Interesse an den Pferden auch im Familienkreis vererbt. 

Bis vor zwei Jahren kutschierte Mariendorfs ältester Stammbesucher seine Liebsten sogar höchstpersönlich zur Bahn. Den Führerschein besitzt Walter Zerbe immer noch. Aber ans Steuer lässt ihn der Enkel Christian nicht mehr ran und schmunzelt: „Opa hatte immer einen rasanten Fahrstil und es reicht schon, wie temperamentvoll er jetzt mit seinem Rollator um die Ecken schießt.“ Das gewohnte Geräusch von Walter Zerbes heranbrausendem PKW hören die Mariendorfer Parkplatzwächter also derzeit nicht. „Wir haben ihn und sein Auto immer schon von Weitem erkannt“, sagt einer der Mitarbeiter. „Herr Zerbe war stets so heiß auf den Renntag, dass er den Fuß kaum vom Gaspedal nahm.“

Walter Zerbe mit dem Mariendorfer Geschäftsführer Andreas Haase