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Nachschau Sonntag, 29. November 2015

Ein Rennen – zwei Sieger

Beim Herbst-Pokal des VDT gibt es Totes Rennen zwischen Rovere Holz (Michael Nimczyk) und Mighty Hanover (Thorsten Tietz). Sensationell: Die 75 Jahre alte Sulky-Legende Peter Kwiet feiert mit Uldimeo den Karrieresieg Nummer 4.360! Das Geburtstagskind Maik Esper führt Tiraldina und Trikolore auf die Ehrenrunde. Die 15,0-Tagesbestzeit erzielt der von Sarah Kube gesteuerte Cotton Rich. 

Das war ein Traber-Krimi! Wer am Sonntag erwartet hatte, dass auf der regendurchweichten Mariendorfer Piste keine spannenden Entscheidungen zustande kommen würden, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Denn das bereits an dritter Stelle der Tageskarte ausgetragene Hauptereignis, der Herbst-Pokal des VDT, mündete in ein geradezu dramatisches Finish. Nachdem Rovere Holz (Michael Nimczyk) vom Fleck weg den Ton angegeben hatte, gab der zunächst im Hinterfeld platzierte 10:10-Topfavorit Mighty Hanover (Thorsten Tietz) gleich beim Einbiegen auf die Gegenseite richtig Gas. Der bei stolzen 75:10 notierte Rovere Holz verteidigte seinen Vorteil dennoch zäh – und als der Italiener fünfzig Meter vor der Linie immer noch eine Länge Vorsprung besaß, schien die Mahlzeit eigentlich gegessen zu sein. Doch der unglaublich tapfere Mighty Hanover gab einfach nicht klein bei und schaffte innerhalb weniger Sekunden die kaum noch für möglich gehaltene Wende: Totes Rennen! Kristina Dormanns Wallach hatte seinen Gegenspieler in starken 15,4/1.900m genau auf der Linie erreicht.

Noch fünfzig Meter vor der Linie schien Mighty Hanover (rechts) den Konkurrenten Rovere Holz nicht mehr einholen zu können

Für den Gold- und den Silberhelm war der brüderlich geteilte Erfolg nicht das einzige Highlight der Veranstaltung. Michael Nimczyk münzte seinen ersten gemeinsamen Start mit Ulrich Mommerts Holy Wood Star prompt in einen Sieg um. Die vierjährige Schwester des Buddenbrock-Triumphators Halali könnte zukünftig eine prominente Rolle spielen – ihre tolle Leistung macht Geschmack auf mehr. Holy Wood Star lag zunächst an zweiter Stelle innen und wechselte bereits mit Erreichen der Gegenseite in die Angriffsspur. Der Rest war nur noch eine Formsache – sie gewann mit drei Längen Vorsprung völlig überlegen. Ähnlich dominant fiel der Treffer von Thorsten Tietz mit Klaus Bockhoffs Stute Maartje Flevo aus. Die Dreijährige schoss aus dem ersten Bogen heraus nach vorne und strampelte das Pensum eisern herunter. Sie legte damit gleich beim ersten Auftritt ihrer Rennlaufbahn die Maidenschaft ab. Am Toto genoss Maartje Flevo bei einer Quote von 15:10 einiges Vertrauen – Berlins Champion hatte sich nämlich im Vorab-Interview sehr optimistisch über die Chancen der Offshore-Dream-Tochter geäußert.       
    
Fast der gleiche Nerven-Thriller wie beim Toten Rennen zwischen Rovere Holz und Mighty Hanover spielte sich im trotto.de-Rennen ab, denn auch hier stürmten die von Michael Nimczyk gesteuerte Baraija BR und der von Thorsten Tietz gelenkte Big Thunder, der seine die Pace vorlegende Kontrahentin über die gesamte Strecke hartnäckig verfolgt hatte, Nüster an Nüster über die Ziellinie. Doch es war noch ein Dritter im Bunde und beide Pferde wurden genau mit dem letzten Schritt von dem bei 73:10 notierten Mister Rene und seinem Trainer Thomas Heinzig erwischt. Der Verfolger hatte aus dem Schlussbogen heraus konstant Boden gutgemacht. Kurzer Kopf und nochmal kurzer Kopf – so lauteten am Ende die Abstände zwischen Mister Rene, Big Thunder und Baraija BR.

Für den emotionalsten Moment des Nachmittages sorgte ein Sportler, der das Geschehen auf der Derby-Bahn über Jahrzehnte hinweg maßgeblich geprägt hat: nämlich Peter Kwiet. Der Mariendorfer Ausnahme-Trainer ließ es sich trotz seiner 75 Lenze nicht nehmen, seinen Schützling Uldimeo selber zu steuern – und genau das war die goldrichtige Basis für einen triumphalen Sieg. Gewiss, der 129:10-Außenseiter traf es diesmal einen Tick leichter an als in den zurückliegenden Monaten bei seinen Starts mit Thomas Holtermann, André Pögel und Michael Nimczyk. Doch das schmälert nicht die imponierende Art und Weise seines Sieges: Der gegenüber eingesetzte und grußlos an allen vorbeistiefelnde Uldimeo scheint sich blind mit seinem Trainer zu verstehen.

Ähnlich ausgeprägt war die Harmonie zwischen Sarah Kube und Cotton Rich, die sich in der Tagesbestzeit von 15,0/1.900m völlig souverän gegen eine durchweg ernstzunehmende Gegnerschaft durchsetzten, Dabei hatte es im Rennen lange gar nicht danach ausgeschaut, denn die kommende Deutsche Meisterin der Amateure schickte den Wallach sehr behutsam auf die Reise: „Ich wusste natürlich, wie schnell er hinter dem Auto ist. Aber nach der zweieinhalbmonatigen Pause wollte ich ihm auf den ersten Metern nicht gleich alles abverlangen.“ Cotton Rich löste die Aufgabe auch mit der defensiven Taktik in grandioser Manier. Ende der Gegenseite besaß der Zickmantel-Traber zwar noch einen deutlichen Rückstand auf den führenden Vulkan (Werner Schnieder), aber im Einlauf zog der Braune nahezu spielerisch vorbei.         

Das Geburtstagskind Maik Esper – der Profi wurde am Sonntag 43 Jahre alt – beschenkte sich mit gleich zu Beginn der Rennveranstaltung mit einem Sieg durch Tiraldina. Heinrich Bramlages Stute kämpfte sofort um die Spitze mit, ließ dann aber vor den Tribünen die angreifende Roesie (Heinz Wewering) passieren und drehte den Spieß auf der Zielgeraden um. „Sie geht nicht gerne von vorne – deswegen habe ich Wewerings Pferd bewusst vorbeigelassen“, erklärte der Profi anschließend. Mit Stall Living Dreams Trikolore machte es Esper bei seinem zweiten Tagestreffer komplett anders: Die Stute ging hochüberlegen vor dem gesamten Feld spazieren und gewann mit Weile-Vorsprung. Das Geburtstagskind durfte sich zudem über einen weiteren Trainererfolg freuen, denn Michael Hamann brachte die offensiv eingesetzte Bianca Boshoeve von der Spitze aus nachhause. Die Stute ist in der Hand des Amateurs noch ungeschlagen – für das Gespann war es bereits der dritte gemeinsame Sieg. Nach ähnlichem Verlauf und ständiger Führung, aber noch deutlicher waren Alexander Kelm und Everpolly Boko vorne – sie ließen die Gegner mit fünf Längen Vorsprung abblitzen.

Das Geburtstagskind Maik Esper - hier mit Tiraldina - punktete mehrfach

Gesamtumsatz: 114.647,16 Euro - Bahnumsatz: 34.115,00 Euro - Außenumsatz:  80.532,16 Euro.

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung – der große PMU-Renntag – findet am kommenden Freitag, dem 4. Dezember statt. Veranstaltungsbeginn ist um 17.30 Uhr.