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Nachschau Sonntag, 13. Dezember

Michael Schreiber schreibt Erfolgsgeschichte

Mit einer wildentschlossenen Fahrt im Sulky von Janus R.A. gelingt dem Amateur ein phänomenaler Sieg beim Kampf um den Winterpokal.

„Ich gehöre ganz sicher nicht zu den routiniertesten Amateurfahrern in Deutschland – aber umso mehr freue ich mich über diesen Erfolg!“, präsentierte sich Michael Schreiber beim Interview nach seinem großartigen Triumph beim Kampf um den Winterpokal der Amateure auf sympathische Art und Weise völlig bescheiden – dabei war ihm wenige Minuten zuvor ein absolutes Meisterstück gelungen. Was für ein Mumm! So kann man die wildentschlossene fahrerische Glanzleistung beschreiben, mit der der 52-Jährige im Sulky des 106:10-Außenseiters Janus R.A. den Sieg in dem mit 7.000 Euro Preisgeld dotierten Finale an sich gerissen hatte. Obwohl es anfangs gar nicht danach aussah, dass sein Schützling derartig auftrumpfen würde. Denn der Rennverlauf war für Janus R.A. alles andere als optimal – der mit zwanzig Meter Zulage bedachte Wallach landete rasch in der Todesspur.

Sie gaben im Finale einfach alles: Michael Schreiber und Janus R.A. beim Winterpokal-Sieg   (Foto: Marius Schwarz)

Doch Michael Schreiber machte aus der Not eine Tugend und führte seinen Schützling energisch an die Seite der Pilotin Fionara (Jan Steinhaus). Und bereits mit dem Erreichen der Gegenseite drückte der Amateur dann so richtig auf das Gaspedal. Janus R.A. stiefelte in Sea-Cove-Manier auf und davon, schraubte das Tempo in den 10-er Bereich und als er kurz vor dem Schlussbogen tatsächlich volle sieben Längen Vorsprung besaß, ging ein Raunen durch das Publikum. Was für ein riskantes Hasardeur-Spiel! Das mögen zu diesem Zeitpunkt viele der Zuschauer gedacht haben. Doch das Wagnis ging auf und der große Wurf gelang. Janus R.A. stiefelte in 16,0/2.020m auch die Zielgerade bravourös herunter und obwohl Garfield (Peter Neisius), der dem Sieger unterwegs in der Außenspur so gut es ging gefolgt war, auf den letzten Metern noch schnell wie ein Pfeil heranflog, trat keine Wende mehr ein. Rang drei ging überdeutliche fünf Längen zurück an die brave Holly go lightly, die auf der Schlusshalben weite Wege beschreiten musste und nicht mehr entscheidend vorankam. Für das vierte und fünfte Geld waren Sophie Menoud (Heinrich Gentz) und Arando (André Pögel), die unterwegs die Innenkante aufgesucht hatten, nur durch eine knappe Kopflänge voneinander getrennt.

Michael Schreiber und Janus R.A.-Pflegerin Isabelle Bucher gemeinsam mit BTV-Geschäftsführer Andreas Haase   (Foto: Marius Schwarz)

Und hier die Geschehnisse aus den mit jeweils 3.000 Euro dotierten Vorläufen in chronologischer Reihenfolge: In der ersten Abteilung des Vorlaufs der gewinnreicheren Pferde sah es lange nach einem Sieg von Werner Schnieder und Trible Laser aus, die das Tempo an der Spitze völlig unbedrängt kontrollieren konnten. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse: Der zunächst nur als Vierter an der Innenkante platzierte spätere Finalsieger Janus R.A. fand mit Michael Schreiber ausgangs des letzten Bogens nach außen und ging in 16,8/1.900m nahezu spielerisch an allen Gegnern vorbei. Garfield und Peter Neisius – unterwegs immer an zweiter Stelle innen platziert – fanden ebenfalls die Passage und sicherten sich den zweiten Rang, während der von Sebastian Behrens präsentierte Harry Bo den Piloten Trible Laser noch hauchdünn abfing und das dritte Finalticket ergatterte.

Michael Schreiber und Janus R.A. beim Vorlaufserfolg   (Foto: Marius Schwarz)

„Sie ist eigentlich aus dem Feld heraus am stärksten – aber gerade hat sie bewiesen, dass sie auch von vorne gehen kann“, strahlte Christian Schulz nach seinem Sieg mit Holly go lightly in der anderen Vorlaufabteilung. Der erfahrene Norddeutsche hatte bei dem 104. Erfolg seiner Sulkykarriere auf der ersten Tribünengeraden genau die richtige Entscheidung getroffen. „Ich wollte mit meinem Pferd nicht in der Todesspur liegenbleiben“, schilderte der 53-jährige seine mutige Taktik. Holly go lightly zog im Rush an Dynamite Goal Ass (Christian Pögel) vorbei nach vorne und diese Reihenfolge blieb in 16,8/1.900m tatsächlich bis zur Ziellinie erhalten. Vico (Katharina Kramer), der die gesamte Schlussrunde außen herum musste, verteidigte den dritten Platz zäh und sicherte sich damit ebenfalls die Finalberechtigung.

Christian Schulz und Holly go lightly   (Foto: Marius Schwarz)

Ultracool – dieses Prädikat verdiente sich der erst 17 Jahre alte Jan Steinhaus bei seinem Sieg mit Fionara im Vorlauf für Pferde mit einer Gewinnsumme 7.500 Euro. Hier qualifizierten sich nicht nur die ersten Drei, sondern die ersten Fünf für das Finale. Als Heinrich Gentz mit Sophie Menaud nach der Eroberung der Spitze das Tempo schlagartig aus der Partie nahm und geradezu händeringend nach einem Führpferd suchte, reagierte Jan Steinhaus total abgebrüht und steuerte seine Stute aus dem Mittelfeld heraus sofort an die Spitze. Die Stute ließ sich im Anschluss die Butter in 17,2/1.900m nicht mehr vom Brot nehmen. Sophie Menoud behielt zweieinhalb Längen dahinter Rang zwei und zog damit genauso wie Honeyboy (Eliana Harm), Arando (André Pögel) und Arno (Réne Klein) in das Finale ein. Zuvor hatte es allerdings mächtig viel Aufregung gegeben. Denn der erste Versuch musste nach gut vierhundert Metern nach einer Kollision zwischen Hironimus LB (Frank Eickmann) und Höwings Rohini Z (Franziska Höltje), die beide fahrerlos wurden, abgeläutet werden. Beide Pferde wurden im Anschluss zurückgezogen.

Jan Steinhaus und Fionara   (Foto: Marius Schwarz)

Im Rahmenprogramm gab es einige erstklassige Leistungen. Völlig überlegen trumpfte die bei 12:10 gehandelte Topfavoritin Tricolore mit Maik Esper auf. Die Stute ging im ersten Bogen nach vorne und gewann im Stil eines Pferdes mit Zukunft. Der in Vertretung des im Urlaub weilenden Thorsten Tietz das erste Mal von Matthieu Hegewald gesteuerte Mighty Hanover war mit einer Quote von 14:10 ebenfalls heiß angefasst und enttäuschte seine Anhänger nicht. Der Vierjährige, der bei der PMU-Veranstaltung am 20. Januar als Mariendorfer „Traber des Jahres“ geehrt wird, begab sich auf der letzten Überseite auf den Vormarsch und hätte bereits zu diesem Zeitpunkt jederzeit die Spitze erobern können. Doch Matthieu Hegewald ließ ihm bis zum Einlauf Zeit: „Ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen.“ Im Winner-Circle war der Wallach danach die Ruhe in Person und sein Siegfahrer sagte schmunzelnd: „Warum sollte er denn auch nervös sein – Mighty Hanover kennt ja das Gefühl, hier zu sein, gut genug!“ Mit Rayman, der nach einem Verlauf als zweites Pferd innen zur Tagesbestzeit von 14,8/1.900m sprintete, gelang Matthieu Hegewald ein weiterer Erfolg. Der Wallach profitierte allerdings maßgeblich vom Fahrspurwechsel des im Anschluss komplett aus der Wertung genommenen Stallgefährten Floh G (Dirk Grusdas), der ihm die freie Passage ermöglicht hatte.

Mighty Hanovers Besitzerin Kristina Dormann-Mejri gratuliert Matthieu Hegewald zum Sieg    (Foto: Marius Schwarz)

Mit Vanessa Paradis gelang Heinrich Gentz der 1249. Erfolg seiner Laufbahn. Die Stute fand Mitte der Überseite von der Innenkante weg und gewann sehr sicher. Mit einer bärenstarken Schlusshalben kämpfte sich Galahad an allen Gegnern vorbei und machte mit dieser tollen Leistung seine Besitzertrainerin Cordula Plümper glücklich, die dem Siegfahrer Björn Spangenberg prompt ein dickes Kompliment verpasste: „Galahad sucht sich seine Fahrer selber aus und keiner kommt so blendend wie Björn mit meinem Pferd zurecht!“ Blendend verstanden sich auch Thomas Holtermann und Holy Wood Star beim ersten gemeinsamen Engagement. Die von Karin Walter-Mommert trainierte Stute fand rasch an die Idealposition als Vierte außen und zudem sprangen auch noch sämtliche ihrer Hauptkonkurrenten weg – der Sieg war letztlich also nur eine bessere Trainingsarbeit für die Vierjährige.

Das kann man zwar über den Triumph von Impulsiv, der mit seinem Trainer Heinz Wewering die Abschlussprüfung der Veranstaltung gewann, nicht gerade behaupten. Denn dem Erfolg lag ein hartes Stück Arbeit zugrunde. Der Dreijährige wurde nämlich gleich zweimal – wenn auch ungewollt – mehr als deftig von den Gegnern behindert und es war nur der absoluten Umsicht und den blitzschnellen Reaktionen des 29-maligen Deutschen Meisters zu verdanken, dass es nicht zum Sturz kam. Umso erstaunlicher war es aber, wie souverän sich Impulsiv schon weit vor dem Ziel von den Verfolgern freimachte. Diese tolle Leistung macht Geschmack auf mehr! 

Heinz Wewering und Impulsiv trotzten eisern allen Widrigkeiten und gewannen völlig überlegen   (Foto: Marius Schwarz)

      
Gesamtumsatz: 131.822,11 Euro - Bahnumsatz: 40.223,80 Euro - Außenumsatz:  91.598,31 Euro.

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung – der große PMU-Renntag mit dem Champions-Finale um 15.000 Euro Preisgeld – findet am Mittwoch, dem 30. Dezember statt. Beginn ist um 17 Uhr.