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Starke Gäste räumen ab

Berlin-Mariendorf, Sonntag, 16. August 2015 14 Tage nach dem furiosen Derby-Meeting baten die Mariendorfer zu einem Zehn-Rennen-Tanz, bei dem sich etwas überraschend die Gäste als die großen Abräumer erwiesen und den beiden Lokalmatadoren Thorsten Tietz und Michael Nimczyk - den darf man als Dauergast, der mehr als nur einen Koffer in Berlin hat, durchaus dazu zählen - so manches geplante Sieg-Süppchen gründlich versalzten. 

Das traf insbesondere auf Victor Gentz zu. Der Junior-Chef des niederrheinischen Gestüts Lauvenburg, bei dem es heuer läuft wie am Schnürchen, brachte seine vier Pferde allesamt in die Wettränge. Zwei von ihnen landeten ganz vorn, was nicht unbedingt zu erwarten war. Das galt zunächst für Inglaise. Die „Engländerin“, die dreimal in Folge entweder am unglücklichen Rennverlauf oder an rutschigen Bodenverhältnissen gescheitert war, bekam bei tropischen Temperaturen diesmal alles mundgerecht serviert und ließ nach dem Motto „Vorn gibt’s die meiste Kohle“ stramm vorneweg den guten Prince of Persia abblitzen, dessen steiler Aufwärtstrend damit den nächsten kleinen Knick bekam.


Das Siegergespann im „Preis der Schnellsten“ – Greenspan und Victor Genz 

Füllte Inglaise bei 70:10 ihren Anhängern ordentlich die Taschen, so gab’s auf Gentz’ Sieg mit Greenspan im qualitativ enorm stark bestückten Hauptrennen, dem Preis der Schnellsten für Pferde der Jahrgänge 2010 und 2011 um 15.000 Euro, mit 119:10 sogar noch einen gehörigen „Schnaps“ mehr - und das, obwohl der Wallach als frischgebackener Sensationssieger des Derby-Monté antrat. Bei seinem ersten Auftritt unterm Sattel hatte er an jenem 25. Juli gar seinen Rekord gedrückt, was fürs Fahren einiges mehr erhoffen ließ. Allein der für ihn ungeliebte Start mit Eindrehen aus dem Band schien solch eine enorme Quote gegen Cracks wie Stark Bi, der dieses Startprozedere aus dem Effeff beherrscht, und Emma di Quattro zu rechtfertigen. Greenspan umschiffte diese erste Klippe geradezu phänomenal, womit sich sein 26jähriger Steuermann einmal mehr als Meister des Tiefstapelns entpuppte, musste jedoch Stark Bi zunächst das Kommando überlassen.

Noch härter traf es Emma di Quattro, die auf Revanche für den am Derby-Tag zu Recht aberkannten Sieg brannte und in dritter Spur etliche Meter mehr als die Konkurrenz rennen musste, bis sie endlich nach 700 Metern auf dem Regiestuhl saß. Lange konnte sie sich dort nach diesem Husarenritt nicht ausruhen, denn nun kam Greenspan angestiefelt und verdrängte sie für die finalen 800 Meter. Die Wende schaffte Emma ob des anfänglichen Aufwands nicht mehr, doch im sicheren Hafen war Greenspan damit noch lange nicht. Im Eifer des Gefechts wich er etwas von der Innenkante ab, so dass sich für den eingekeilten Stark Bi urplötzlich das Tor in die Freiheit öffnete. Rudi Haller ließ sich nicht zweimal bitten, warf seinen Schützling wuchtig in die Lücke und schien das Blatt haarscharf wenden zu können - bis das Schlupfloch um ein paar Zentimeter zuging und er um eine Nasenspitze den Kürzeren zog. Groß genug, um auch den Sulky hindurch zu quetschen und Greenspan innen überholen zu können, war sie jedoch nie. So blieben Ehre, 7.500 Euro Prämie und eine weitere Rekordverbesserung für Greenspan auf 1:12,8 bestehen.

In Tagesbestzeit von 12,4 gewann Charming Oreau mit Alle Loman über die Meile

Schneller als im Preis der Schnellsten ging es über die 1609 Meter kurze Meile zur Sache. Es war jedoch nicht der fast 200.000 Euro schwere Top of the Rocks, der am Ende lachen konnte. Durch die zweite Spur ohne Führpferd - das entpuppte sich für den „älteren Herrn“ dann doch als zu starker Tobak. Zwar blieb der Zehnjährige bis zum Ziel bestens dabei - eine Siegchance hatte er jedoch diesmal nicht. Umso rasanter erledigte Charming Oreau ihre Aufgabe, von der ihr Züchter, Besitzer, Trainer und Fahrer Alle Loman nach der Anreise nicht recht wusste, wie sie einzuschätzen sei. „Sie war während der vierstündigen Fahrt von meiner Wahlheimat Tschechien nach Berlin äußerst unruhig, hat mächtig geschwitzt - das könnte sich negativ auswirken“, hatte der gebürtige Holländer vor dem Rennen einige Sorgenfalten im Gesicht, „dabei ist sie so gut in Schuss wie nie.“

Mit dem Startschuss verflogen alle Unwägbarkeiten. Die Stute hatte es unter dräuenden Gewitterwolken mächtig eilig, führte ein eisernes Regiment, ließ alle Annäherungsversuche Top of the Rocks’ abblitzen, der letztlich mit Rang vier vorliebnehmen musste, und verbesserte sich auf einen Kilometer-Schnitt von starken 1:12,4. Das riss den freudestrahlenden Edelamateur, der damit weiter an seiner Legende strickte, in Berlin stets mit exzellent vorbereiteten Pferden aufzukreuzen, beim Siegerinterview zu einem Liedchen hin, wie heiß es nicht auf Hawaii, sondern in Berlin sei… wo es zum Glück immerhin ’ne „Molle“ gab.

Ontheway Diamant mit dem Goldhelm Michael Nimczyk

Dass es kein Tag in Glanz und Gloria werden würde, bekam Berlins Meister Thorsten Tietz schon in der Auftaktprüfung unter die Nase gerieben, bei der er mit Beltaine der mit Daniel Wagner munter zum dritten Sieg in Folge stiefelnden Udina Way nie am Zeuge zu flicken vermochte. Ähnlich lief es mit dem „unschlagbaren“ Mighty Hanover, der sich an der wie aufgezogen marschierenden Ontheway Diamant die Zähne ausbiss, mit der Michael Nimczyk nach dem turmhoch überlegenen Sieg mit dem mächtigen Lighten up Today seinen zweiten Treffer markierte. Weil er mit Cardea ausgerechnet von seinem „ersten Mann“ Dennis Spangenberg und Pablo Kemp in die Knie gezwungen wurde, blieb es für Tietz bei einem Treffer, den er mit Neuzugang Don Carlos markierte.

Das Siegerteam über Steherdistanz – Don Carlos mit Thorsten Tietz

Nichts anbrennen ließ hingegen seine Lebensgefährtin Sarah Kube auf ihrem strammen Weg Richtung deutsches Amateurchampionat. Sie holte sich streng nach Anweisung vorneweg das erste Treffen für die Hobbyfahrer mit Don di Quattro ganz leicht und hatte mit der von ihrem Züchter und Besitzer Dirk Grusdas vorbereiteten Florana G genauso wenig Probleme, den Schlusspunkt unter einen Renntag zu setzen, der von gewittrigen Störungen verschont blieb. Der in Berlin nicht gar so große Regen setzte erst eine Stunde nach Rennschluss ein.

Eine ganz andere Art von Gewitter hatten die zahlreichen Jackpots und Garantien eingebracht. Denn das wirtschaftliche Ergebnis konnte sich mehr als sehen lassen. Rund 14.000 Euro pro Rennen standen am Ende des Zehn-Rennen-Programms zu Buche.

Umsatz bei 10 Rennen: 139.112,37 Euro (incl. 103.187,87 Euro Außenumsatz)