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Nachschau Sonntag, 19. April 2015

Den großen Brüdern auf der Spur  

Ganz im Stil seiner prominenten Verwandten Unforgettable und Expo Express: Der Hengst Flashback triumphiert mit André Bakker im Adbell-Toddington-Trial. Das rasanteste Trab-Festival aller Zeiten: Sämtliche Mariendorfer Sieger bleiben unter der 16,0-Marke. New Generation (Heinz Wewering) und Enrico di Quattro (Manfred Zwiener) flitzen sogar in 13-er Zeiten um die Bahn.   

Ein Exterieur, das wie gemalt wirkt – und ein Pedigree vom Feinsten! Der vom niederländischen Spitzenprofi Arnold Mollema trainierte Hengst Flashback scheint alle Voraussetzungen mitzubringen, die für eine außergewöhnliche Rennkarriere nötig sind. Am Sonntag machte der Dreijährige den ersten großen Schritt in die erfolgreiche Richtung und gewann den mit 7.000 Euro Preisgeld dotierten Trial 1A des Adbell-Toddington-Rennens. Im Sulky des Braunen saß Mollemas Mitarbeiter André Bakker, der seinen zeitgleich in Frankreich weilenden Chef bestens vertrat. Der 32-jährige Berufsfahrer hatte sich für eine offensive Taktik entschieden. Nachdem Flashback unmittelbar nach dem Start zunächst an dritter Stelle gelegen hatte, beorderte Bakker den Braunen, der mit einer Quote von 63:10 krass unterschätzt war, vor den Tribünen entschlossen an die Spitze. Außen rückte zugleich der von Thorsten Tietz gesteuerte 13:10-Favorit Cash Hanover auf. 

André Bakker und Flashback gewinnen den Adbell-Toddington-Trial   (Foto: Marius Schwarz)

Diese Konstellation blieb zwar während der gesamten Schlussrunde erhalten – doch das große Showdown der beiden Kontrahenten fand dennoch nicht statt. Denn just in dem Moment, als Thorsten Tietz den finalen Angriff einleiten wollte, kam sein Schützling Cash Hanover von einer Sekunde zur anderen unvermittelt von den Beinen. Für Flashback und André Bakker war damit alles entschieden. Der Totaltriumph für den Stall Mollema wurde obendrein durch die Stute Queenswood komplettiert, die mit Heinz Wewering den zweiten Platz vor Iceman Bo (Roland Hülskath) belegte. André Bakker: „Ich glaube, dass Flashback auch ohne den Fehler des Gegners als Sieger über die Ziellinie gelaufen wäre, denn ich hatte in der entscheidenden Phase Mitte der Zielgeraden noch einiges in der Hand. Flashback ist ein tolles Pferd. Der Hengst ist vom Körperwuchs her zwar nicht so groß geraten wie seine beiden Brüder, die Derby-Sieger Unforgettable und Expo Express. Aber er besitzt eine faszinierende Ausstrahlung und wird ganz sicher seinen Weg gehen.“ 

André Bakker und Flashback bei der Siegerehrung   (Foto: Marius Schwarz)

Seinen Rekord verbesserte Arnold Mollemas neuer Crack gleich um volle dreieinhalb Sekunden: Auf der 1.900-Meter-Strecke sprangen 1:14,7 min. als neue Bestmarke für den Sohn der großartigen Zuchtstute Pine Spirit heraus. Eine Zeit, die ebenfalls auch für Cash Hanover kein Problem gewesen wäre, denn der Hengst schien zum Zeitpunkt seines Ausfalls keinesfalls am Ende seiner Kraft zu sein und wäre mit Sicherheit noch gefährlich geworden. Thorsten Tietz: „Zumindest der zweite Platz war ihm nicht mehr zu nehmen – aber irgendetwas hat mit Cash Hanover heute nicht gestimmt. Er fühlte sich offenbar nicht wohl. Denn auch beim Heat hat sich der Hengst nicht so kraftvoll präsentiert, wie ich es von ihm gewohnt bin. Wir werden jetzt alles genau analysieren und die verbleibenden Wochen vor dem Adbell-Hauptlauf am 17. Mai nutzen, damit er sich dort wieder von seiner wahren Seite zeigt.“ Für Tietz lief es auch mit einigen anderen Startern nicht wie gewohnt. Aber es sprang wenigstens ein kleiner Trost heraus: Mighty Hanover war auch bei seinem fünften Lebensstart eine Macht und bleibt in den Farben von Kristina Dormann-Mejri weiterhin ungeschlagen. Der zu keinem Zeitpunkt geforderte Wallach gewann sein Rennen im Stil einer saloppen Trainingsarbeit.  

Dass Mighty Hanovers Schnitt von 15,9/1.900m im Übrigen die langsamte Kilometerzeit der gesamten Mariendorfer Veranstaltung darstellte, sagt eigentlich alles über die aktuelle Qualität des Mariendorfer Geläufs aus. Sämtliche Sieger blieben unter der 16,0-Marke! Ein geradezu historisches Ereignis, denn so etwas hat es in der über 100-jährigen Geschichte der Derby-Bahn zuvor noch nie gegeben. Dass einem großartigen New Generation mit seinem Trainer Heinz Wewering und einem nicht minder beeindruckenden Enrico di Quattro mit Manfred Zwiener bei ihren Erfolgen bombastische Rekordverbesserungen auf 13,3/1.900m bzw. 13,6/1.900m gelangen, passt hundertprozentig in dieses überaus positive Gesamtbild hinein und macht so richtig Geschmack auf die großen Ereignisse, die auf der Berliner Bahn in den kommenden Monaten stattfinden werden. Keine Frage: Mariendorf ist für die brillanten sportlichen Höhepunkte der deutschen Trabrennsaison 2015 bestens gerüstet! 

Heinz Wewering und New Generation

Doch zurück zu den vierbeinigen Protagonisten: Ob nun die Leistung von New Generation, der dem Geschehen Start bis Ziel seinen Stempel aufdrückte, oder der Gala-Auftritt von Enrico di Quattro, der im Einlauf am gesamten gegnerischen Feld vorbeistürmte, höher einzustufen ist, bleibt eine subjektive Geschmacksfrage. Beide Pferde sind absolute Sympathieträger, beide haben ihre treue Fangemeinde. New Generation, der anfangs von Jörg Schefe betreut wurde und nun schon seit Langem gemeinsam mit Heinz Wewering ein Dreamteam bildet, imponiert mit einer unglaublichen Beständigkeit und einem eisenharten Willen. Enrico di Quattro wurde von seinem Trainer und Besitzer Daniel Goehrke mit bewundernswertem Einfühlungsvermögen von einem anfangs kaum beachteten Außenseiter zum Shooting Star geformt. Es macht riesigen Spaß, den Weg dieser beiden Traber-Helden mitzuverfolgen. Für Enrico di Quattro führt die Route nun sogar ins Ausland. Der Fuchshengst, der Nennungen für die wichtigen schwedischen Jahrgangsrennen besitzt, wechselt in den nächsten Tagen in die Obhut des in Halmstad ansässigen Trainers Petri Puro, um gezielt auf die Einsätze in Skandinavien vorbereitet zu werden.

Das Team Goehrke freut sich über die Leistung von Enrico di Quattro   (Foto: Marius Schwarz) 

Ganz so weit ist es mit Stall Habos Octavian zwar noch nicht – doch der von Roland Hülskath präsentierte Wallach steht ebenfalls vor einer tollen Zukunft. Die Spitze nehmen, einen Gegner vorbeilassen und am Ende wieder vorne sein – das war die grandios umgesetzte Strategie des mehrmaligen Deutschen Meisters. Hülskaths bei 86:10 notierter Schützling erwischte die ebenfalls bravourös agierende Oh Happy Day (Daniel Wagner) in 14,7/1.900m exakt mit dem letzen Schritt. Auch Julietta und Kornelius Kluth mussten in den Farben des Gestüts Lasbek alles geben, um am Ende vorne zu sein. Die Stute hatte zunächst die Idealposition an vierter Stelle außen erobert. Nach der Galoppade ihres Führpferdes fand sich Julietta dann allerdings in der Todesspur wieder. Die 89:10-Außenseiterin hielt den nachsetzenden Ingmar Flevo in 15,0/1.900m dennoch mit dem Vorteil einer halben Länge auf Distanz.

Roland Hülskath und Octavian gewinnen nach packendem Finish   (Foto: Marius Schwarz) 

Für André Pögel läuft es in dieser Saison wie geschmiert: Der mehrfache Berliner Amateur-Champion gewann mit Uldimeo, der sich in der Winterpause offenbar prächtig weiterentwickelt hat. Der von Altmeister Peter Kwiet trainierte Hengst begab sich aus der fünften Position heraus bereits zu Beginn der Tribünengeraden in die Angriffsspur und stellte in 15,0/1.900m eine neue persönliche Bestmarke auf. Aber nicht nur André Pögel, sondern insbesondere auch Sarah Kube agiert derzeit in sensationeller Form. Im Sulky von Florus G, der sich nach einem Idealverlauf an vierter Stelle außen in 15,2/1.900m gegen eine breit aufgefächerte Phalanx von Gegnern durchsetzte, gelang der Amazone bereits ihr Saisontreffer Nummer zwölf und das erklärte Fernziel – die Deutsche Meisterschaft – bleibt damit weiterhin im Visier. 

André Pögel und Uldimeo   (Foto: Marius Schwarz)

Ein toller Name – ein tolles Pferd! Das darf man nach dem drückend überlegenen und offensiv herausgefahrenen Sieg von Fox Dragon resümieren, der von seinem Trainer Maik Esper beim Saisondebüt in einer blendenden Verfassung vorgestellt wurde. Der dreijährige Hengst eroberte rasch die dritte Position und machte auf der Gegenseite ein gewaltiges Fass auf. Im Einlauf wurden seine Schritte immer länger und der Braune verlor in 15,7/1.900m regelrecht die Gegnerschaft. Bei seinem Sieg mit Justus Southwind wählte Jorma Oikarinen dagegen eine ganz andere Taktik und versteckte seinen Schützling nahezu unauffällig als zweites Pferd an der Innenkante. Mitte des Einlaufs fand Justus Southwind problemlos freie Bahn und der 125:10-Außenseiter ließ sich auch nicht mehr von der heranfliegenden Flirty or Dirty (André Bakker) überraschen. Für den Hengst des Besitzers Hans-Joachim Ganschow wurde das Ganze mit der neuen Bestzeit von 14,8/1.900m gekrönt.

Jorma Oikarinen und Justus Southwind   (Foto: Marius Schwarz) 

Gesamtumsatz: 108.113,41 Euro - Bahnumsatz: 46.266,80 Euro - Außenumsatz:  61.846,61 Euro. 

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 3. Mai statt. Im Mittelpunkt steht dann die Serie 1 des NRZ-Pokals. Beginn ist um 13.30 Uhr.